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hier war ein Fehler«, verkündete er kalt.
Sie umfasste sein Handgelenk. »Tu s nicht!«
Er entzog ihr den Arm, um sein Hemd zuzuknöpfen. »Warum
bist du gekommen? Wolltest du sicherstellen, dass ich morgen
bei Gericht auch alles dafür tue, den Prozess zu gewinnen,
indem du vorher mit mir schläfst? Ich habe bisher alle meine
Prozesse gewonnen  ohne jemals mit einem Mandanten ins
Bett zu gehen!«
»Ich weiß, wie hart du in diesen letzten Monaten gearbeitet
hast. Ich wollte dir etwas geben, bevor der Prozess beginnt,
bevor du vor die Geschworenen trittst, bevor es ein Urteil gibt,
damit du später gewusst hättest, dass es nicht aus Dankbarkeit
für deinen Einsatz war. Ich wollte dir das geben, von dem ich
glaubte, du wolltest es. Ich dachte, du wolltest mich.«
Seit er ihre Stimme zum ersten Mal gehört hatte, diese
Stimme, die man mehr fühlte als hörte, hatte Morrison ihr nicht
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widerstehen können. Sie war wie ein warmer Sommerwind, wie
er am Abend eines vollkommenen Tages ins Zimmer weht und
die Erinnerung an andere gute Tage weckt  oder mehr noch: an
all die guten Tage, die man verpasst hat. Deshalb begehrte
Morrison sie, das war der Grund, weshalb jeder Mann sie
begehrte: Sie war jene eine, die vorübergeht, die schöne
Unbekannte, die man in einer Menge sieht, das Mädchen, das
man nie kennen lernt, die Frau, die alles hätte richtig machen
können, die einen glücklich gemacht hätte. Mit ihr zusammen
hätte die ruhelose Suche nach dem ewigen Neuen und Anderen,
das man nie genau definieren kann, ein Ende gehabt. Sex mit ihr
hätte den Beginn einer Liebe einläuten können, den Beginn von
etwas, nach dem sich jeder Mann sehnt.
»Du warst nie in ihn verliebt, oder?«
»In Nelson? Nein.«
»Du warst nie in jemanden verliebt, stimmt s?«
»Ja.«
Morrison knöpfte sein Hemd zu und schlüpfte in seine Hose.
Barfuß und mit zerzausten Haaren tappte er in die Küche, riss
die Kühlschranktür auf und suchte nach etwas zu trinken. Es war
nach Mitternacht, und er hatte am nächsten Morgen einen
anstrengenden Prozess vor sich. Wütend über sich selbst,
wütend über die Welt, brummte er ein paar Schimpfworte vor
sich hin, knallte die Kühlschranktür wieder zu und machte sich
stattdessen eine Tasse Kaffee. Er würde sowieso nicht schlafen
können, also konnte er genauso gut arbeiten.
Er hatte ihr gesagt, sie solle sich anziehen und gehen, doch als
sie in die Küche kam, hatte sie nichts weiter an als eines seiner
getragenen Hemden. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe
gemacht, es zuzuknöpfen. Morrison schüttelte den Kopf. Kaum
zu glauben, wie mühelos es ihr immer wieder gelang, ihn alles
vergessen zu machen  mit Ausnahme des einzigen, brennenden
Gedankens an sie.
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»Ich will dich nicht«, sagte er, als sie sich neben ihm auf einen
Stuhl setzte. Sie schlug die langen Beine übereinander. Er nahm
einen Schluck Kaffee. Das heiße Getränk verbrannte ihm die
Zunge, die gerechte Strafe für das, was er getan hatte.
»Ich will dich nicht«, wiederholte er. Er musste lachen, weil er
genau wusste, wie albern und vergeblich seine Lüge war. »Und
das ist die Wahrheit, fast jedenfalls.«
»Ich war nicht in Nelson verliebt. Nelson war das egal. Ich bin
nie in jemanden verliebt gewesen, und er wusste, dass ich es
auch nie sein würde. Aber du willst, dass ich in dich verliebt bin,
nicht wahr? Du bist zwar nicht in mich verliebt, aber du
könntest es sein  aber nur, wenn ich in dich verliebt bin?« Ein
wissendes Lächeln huschte über ihre weichen Lippen. »Ich kann
mir vorstellen, dass sich viele Frauen in dich verliebt haben.
Aber du & warst du nie in eine von ihnen verliebt?«
Morrison wollte gerade antworten, als sie ihm den Finger auf
den Mund legte. »Hast du all die vielen Frauen, mit denen du
geschlafen haben musst, immer genauso sehr gewollt wie sie
dich? Hast du nie mit einer Frau geschlafen, von der du
wusstest, dass sie in dich verliebt war, für die du aber nicht das
Gleiche empfandst?«
Sie ließ ihn noch immer nicht antworten. Offenbar hatte sie
das dringende Bedürfnis, sich zu verteidigen. Doch Morrison
konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie verdiente, was
sie fühlte. Ein paar kurze Sätze hatten ihr genügt, sein Leben als
gescheiterter Liebhaber zusammenzufassen. Sie beugte sich
näher zu ihm heran. Sanft fuhr sie ihm mit dem Handrücken
über die Wange.
»Hast du nie eine Frau geliebt und dabei für einen ganz kurzen
Moment an etwas anderes gedacht?«
»Du meinst: an eine andere!« Seine Stimme klang kalt und
entschlossen.
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»Ich habe vorhin nicht an jemand anderen gedacht! Oder
vielleicht habe ich es doch, aber nicht weil ich mir wünschte,
mit einem anderen Mann zusammen zu sein. Im Gegenteil!
Nein, heute Abend war das erste Mal & «
Danielles Augen trübten sich. Sie wirkte beunruhigt, nervös.
Morrison verfluchte seine Dummheit.
»Du meinst, das erste Mal seit jener Nacht?«
»Ja«, erwiderte sie. »Das erste Mal seit der Nacht, in der er
starb.«
Sie hob den Blick und sah ihn direkt an. Da war keine Reue,
kein Bedauern und erst recht kein Schuldgefühl.
»Plötzlich war alles wieder da«, begann Danielle zu erklären.
»Plötzlich sah ich es wieder vor mir: wie er sich in mir
anfühlte, wie sein ganzer Körper sich in dem Moment versteifte,
in dem er kam. Ich konnte den Ausdruck in seinen Augen sehen,
diesen Ausdruck, den er jedes Mal hatte, wenn er mit mir
schlief.«
Ihr Blick hatte etwas Wildes an sich. Morrison war sich nicht
sicher, was es war  die Aufregung? Furcht? Wut? Oder alles
zusammen, die lang unterdrückte Reaktion auf das, was sie
getan hatte?
»Das war immer so, jedes Mal  er sah auf mich hinunter,
und & und seine Miene bedeutete mir, dass ich allein ihm
gehörte, dass kein anderer mich jemals würde haben können.«
Verbitterung, Zorn, wenn nicht gar blanker Hass blitzten in
ihren Augen auf. Fast hatte Morrison den Eindruck, als würde
sie dieses Gefühl auskosten, ja, genießen.
»Vorhin, nachdem wir miteinander geschlafen haben, hast du
dich plötzlich von mir abgewendet, weil du dachtest, ich würde
dich nicht so sehr wollen wie du mich. Denn du, du willst mehr
von mir als Sex. Nelson wollte nicht einmal das. Er wollte nicht
: Liebe machen9 ! Er hatte keine Ahnung, was das ist. Er wollte
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das, was wir an jenem Tag in seinem Büro getan hatten: ficken!
Das war alles, was er kannte. Hinter all seinem Geld und seinem
Charme, hinter seiner eleganten Garderobe und den gepflegten
Manieren verbarg sich ein absoluter Materialist, dem allein das
wichtig war, was er besaß. In mich verliebt? Er hat es dir selbst
gesagt, an jenem Wochenende auf der Black Rose: Das Einzige,
was ihm etwas bedeutete, war das Wissen, dass alle anderen das
haben wollten, was er besaß.«
Sie war aufgesprungen. Die Tränen standen ihr in den Augen,
und sie zitterte am ganzen Körper. »Glaub mir, ich will dich [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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