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Es gab eine viel wichtigere Frage.
Warum hatte sie den anderen Terroristen bei der Gegenüber-
stellung nicht identifiziert? Gewiß, im technischen Sinne konnte sie sich
nicht sicher sein, da sie sein Gesicht ja nie zuvor gese-
hen hatte. Doch diese tiefe, verächtliche Stimme, der riesige
Kopf  so oft konnte es so etwas auf Hawaii nicht geben! Sie hätte dem
Polizeileutnant wenigstens mitteilen können, was sie dachte, dann hätten sie
daraus schon einen Fall machen können, wenn sie dazu in der Lage gewesen
wären.
Warum hatte sie das nicht getan?
Weil sie Mitleid für ihn empfand? Lächerlich! Der Mann war ein vielfacher
Mörder, und es war nur der allerwinzigste Zufall gewe-
sen, daß er sie nicht auch umgebracht hatte. War es, weil sie sich vor der
Vergeltung eines seiner Komplizen fürchtete, der noch immer auf freiem Fuß
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war? Natürlich. So mußte es sein.
Das war, sagte Rachel sich selbst, die einzige halbwegs vernünf-
tige Erklärung für ihr Verhalten. Damit konnte sie alles erklären.
Fast alles. Alles bis auf die Tatsache, daß sie überhaupt hierher-
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gekommen und sich dem Risiko ausgesetzt hatte. Doch auch das konnte sie
erklären, weil sie zu Hause in St. Louis nämlich nicht darüber nachgedacht
hatte, weil ihr eine kostenlose Reise nach
Hawaii sehr viel besser erschienen war als der Zwang, im winter-
lichen Missouri über Schlammpfützen springen zu müssen. So war also alles
erklärt  zumindest alles bis auf die Tatsache, daß
sie jetzt hier saß, ganz allein, ein hervorragendes Ziel, mit dem die
Terroristen jederzeit tun konnten, was sie wollten, da doch weit und breit
keine Hilfe in Sicht war.
Rachel faltete die Hände im Schoß und lehnte sich gegen die unbequemen
Bretter. Wenn dem so war, lautete die andere Fra-
ge, weshalb sie keine Angst empfand 
Sie war nicht verängstigt. Das Gefühl, das in ihrem Geist im
Augenblick an der Oberfläche überwog, war tatsächlich ein leises
Bedauern, daß sie nicht ihre Shorts und das Trägerhemd ange-
zogen hatte, um ein wenig Sonnenbräune einzufangen. Sie saß
da, während ihr Geist träge seine Selbstbefragung fortsetzte, ohne großes
Interesse daran, was er entdecken könnte, und sie blieb dort sitzen, als der
Verkehr auf der Küstenstraße größer wurde und die Sonne hinter ihr immer höher
stieg, bis sie Schrit-
te hörte. Selbst dann drehte sie sich nicht um. Sie wartete, bis sie sicher
war, daß die Schritte sich wieder entfernten. Dann stand sie auf und musterte
beiläufig den Mann im Taucheranzug mit den Schwimmflossen, der von ihr fort
auf die andere Seite der Insel ging. Es war interessant, daß er kein Terrorist
war, re-
gistrierte ihr Verstand; und da sie ohnehin schon gerade stand, setzte sie
sich in Richtung Brücke und Hotel in Bewegung.
Sie hatte kaum den ersten Banyanbaum an der Straße erreicht, als ein Wagen
plötzlich wie verrückt beschleunigte, auf der Mit-
tellinie eine Wendung vollführte und mit aufbrüllendem Motor neben ihr
bremste.
Rachel fiel ein, daß sie eigentlich überrascht darüber sein müß-
te, daß ihr kein Feuerstoß aus einer abgesägten Schrotflinte den
Kopf abriß. Statt dessen handelte es sich bei der Fahrerin um die
Polizistin, Nancy Chee. »Mrs. Chindler!« rief sie. »Wo sind Sie gewesen? Sie
sollten das Hotel nicht allein verlassen. Dr. Yanami
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wollte Sie abholen, und Sie waren nicht dort, da hat er mich so-
fort angerufen. Bitte steigen Sie ein!«
Rachel war wieder leicht überrascht, daß die junge Frau so er-
regt war. »Ich wollte einfach mal für eine Weile allein sein.«
»Aber das ist schrecklich gefährlich, Mrs. Chindler«, tadelte die
Polizistin sie. »Sie sollten nicht allein hinausgehen! Ich bin mir nicht
einmal sicher, ob Sie überhaupt allein im Hotel leben soll-
ten, wenn wir schon gerade dabei sind. Wir haben noch ein
Zimmer übrig. Wenn Sie möchten& «
»Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte Rachel, als Nancy Chee auf dem Banyan
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Drive auf die Abzweigung fuhr. »Aber im Hotel-
zimmer geht es mir wirklich besser.«
»Aber dann wären Sie viel& «
»Nein«, sagte Rachel entschieden. Die Polizistin blickte sie an, dann stellte
sie den Wagen auf dem Parkplatz ab. Bevor sie aus-
stiegen, sagte sie:
»Wir haben Oscar Mariguchi nicht finden können.«
»Vielleicht habe ich es mir nur eingebildet, Nancy.«
»Das glaube ich nicht. Wir sind ziemlich sicher, daß er gestern früh auf der
Kona-Seite gesehen wurde. Er hätte ganz mühelos hierherkommen können, um am
Flughafen zu sein, als Sie und
Dr. Yanami landeten. Aber wir haben niemanden am Lyman fin-
den können, der sein Bild wiedererkannt hätte.«
»Er weiß, daß ich ihn gesehen habe  falls er es wirklich gewe-
sen sein sollte  , deshalb ist er wahrscheinlich inzwischen ohne-
hin schon tausend Meilen fort«, sagte Rachel tröstend.
»Nicht auf dieser kleinen Insel«, widersprach die Polizistin. Sie führte sie
in die Empfangshalle des Hotels, den Blick auf jeden geheftet, der zu sehen
war, und in jede Nische hineinspähend.
Rachel begriff, daß sie der Sergeantin einen Schrecken einge-
jagt hatte. So war sie weniger überrascht, als David Yanami auf sie zukam und
dabei schwitzte und keuchte, soeben von einem
Rundgang durch das Hotelgelände zurückkehrend, mit dem er
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sich davon hatte überzeugen wollen, daß ihre Leiche nicht im
Swimmingpool trieb oder hinter einer Blütenschweifhecke lag.
»Es tut mir wirklich leid, Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet zu haben«, teilte
sie den beiden mit. »Möchten Sie etwas frühstük-
ken?«
Sie sahen einander an, dann lehnten beide ab. »Ich sollte zu-
rück aufs Revier«, meinte Chee. »Möchten Sie nicht doch m it-
kommen, Mrs. Chindler? Es ist zwar nicht sonderlich luxuriös, aber& «
»Ich mag Polizeireviere eigentlich nicht besonders«, erwiderte
Rachel lächelnd.
»Dann kommen Sie mit mir«, entschied David. Und an die Ser-
geantin gewandt: »Ich werde dafür sorgen, daß sie die ganze
Zeit in Begleitung ist.«
»Wenn Sie sicher sind& «, sagte Chee zweifelnd.
»Das bin ich«, gab Rachel zur Antwort. »So wäre es mir sehr viel lieber. Steht
Ihr Wagen dort draußen im Halteverbot, Da-
vid?«
So war es. »Den Vorfall von gestern machen sie gerade zu ei-
ner Bundesangelegenheit«, knurrte er, als er ihr beim Einsteigen behilflich
war. »Also muß ich einen Bericht schreiben. Ich hatte mir eigentlich überlegt,
daß ich Sie mitnehmen wollte, um den
Morgen bei Kushi zu verbringen, aber sie möchte uns heute a-
bend zum Essen dort haben, und das wäre vielleicht mehr Zeit, als Sie mit ihr
verbringen möchten. Aber Frank Morford wollte
Ihnen ja ohnehin mal seine Projekte zeigen& «
»Das war der, den ich bei Ihnen zu Hause kennengelernt ha-
be?«
»Das ist richtig, Rachel. Er ist ein sehr netter Mann, gerade ge-
schieden& «
Rachel zuckte die Achseln. »In Ordnung.« Beiläufig blickte sie aus dem
Fenster. Wie ärgerlich, daß jemand, den man kaum kannte, versuchte, einen mit
jemandem zu verkuppeln, den man
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überhaupt nicht kannte! Es gelang ihr, eine ganze Menge Empö-
rung darüber zu entwickeln, die sämtliche Sorgen unterdrückte, die sie sich im
Hinterkopf über Terroristen oder ihren plötzlichen
Tod oder darüber gemacht hatte, weshalb sie für Sergeant Chee nicht den
Entführer identifiziert hatte.
Der Grund, aus dem Frank Morford von Sternen zu Computern
übergewechselt hatte, hatte nichts mit seinen Karriereplänen zu tun. Es
spiegelte nicht einmal sein Interesse wider. Er mochte die Sterne immer noch. [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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