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Sie wußte, Denna hatte manchmal Richard auf diese Weise geweckt, bevor sie ihn
weiterfolterte.
Mit einem zufrieden-spöttischen Grinsen ließ Cara von ihm ab.
Wie bei einer Katze, die aus einem Schlummer erwacht, öffneten sich Marlins
Lider.
In seinen Augen war wieder dieses Etwas - dieses Etwas, das in Kahlan den Wunsch
erzeugte, sich bis auf den Grund ihrer Seele zu verkriechen.
Diesmal sah sie mehr als beim letzten Mal. Die Augen waren nicht einfach die
eines sehr alten Menschen. Es waren Augen, denen Angst vollkommen fremd war.
Während er die drei mit kalter, ungerührter Berechnung musterte, knickte er
seine Hände nach hinten ab, krümmte den Rücken und streckte sich wie eine Katze.
Ein perverses Grinsen zog auf sein Gesicht, eine Verdorbenheit, die sich
ausbreitete wie ein Blutfleck, der durch weißes Leinen sickert.
»Sieh an. Meine beiden Schätzchen sind zurück.« Seine beunruhigenden Augen
schienen mehr wahrzunehmen, als sie sollten, mehr zu wissen, als sie durften.
»Und sie haben noch so ein Weibsstück mitgebracht.«
Zuvor hatte Marlins Stimme fast wie die eines Jungen geklungen. Jetzt war sie
tief und kehlig und schien dem Munde eines muskelbepackten Kerls von doppeltem
Gewicht zu entstammen - eine Stimme, durchtränkt von unumstrittener Macht und
Autorität. Sie strahlte Unbesiegbarkeit aus. Kahlan hatte noch nie eine so
bedrohliche Stimme gehört.
Sie trat einen Schritt zurück, nahm Caras Arm und zog sie mit nach hinten.
Obwohl Marlin sich nicht bewegte, spürte sie, wie die Bedrohung wuchs.
»Cara« - Kahlan schob Nadine mit der Hand nach hinten, während sie einen
weiteren Schritt zurückwich - »Cara, sagt mir, daß Ihr ihn im Griff habt. Daß
Ihr die Kontrolle habt.«
Cara starrte Marlin offenen Mundes an. »Was ...?«
Unvermittelt ließ sie einen mächtigen Schlag los. Ihre gepanzerte Faust stieß
seinen Schädel nur wenige Zoll zur Seite. Der Schlag hätte ihn von den Füßen
werfen müssen.
Marlin betrachtete sie mit einem blutverschmierten Lächeln. Er spuckte
gebrochene Zähne aus.
»Gar nicht mal übel, Schätzchen«, sagte er rauh. »Aber jetzt habe ich die Gewalt
über deine Verbindung mit Marlin.«
Cara rammte ihm den Strafer in den Unterleib. Sein Körper zuckte zusammen, seine
Arme schlugen nutzlos um sich. Seine Augen verloren nicht einen Moment lang
ihren tödlichen Ausdruck. Das Lächeln schwankte nicht, während er sie musterte.
Jetzt war es an Cara, zwei Schritte zurückzutreten.
»Was geht hier vor sich?« fragte Nadine tonlos. »Da stimmt doch etwas nicht!
Hattet Ihr nicht gesagt, er sei hilflos?«
»Ihr müßt verschwinden«, raunte Cara Kahlan dringlich zu. »Sofort.« Sie sah die
Leiter hinauf. »Ich werde ihn aufhalten. Verschließt die Tür.«
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Goodkind, Terry - Das Schwert der Wahrheit 07 - Die Nächte des roten Mondes_1.0.txt
»Ihr wollt schon wieder fort?« fragte Marlin mit seiner nervenzerreißenden
Stimme, als sie sich der Leiter näherten. »So schnell? Dabei haben wir uns
überhaupt noch nicht unterhalten. Es hat mir Spaß gemacht, Euren Gesprächen
zuzuhören. Dabei habe ich sehr viel gelernt. Ich wußte gar nichts von den
Mord-Sith. Jetzt allerdings schon.«
Kahlan zögerte. »Wovon redest du?«
Sein Raubtierblick wanderte von Cara zu Kahlan. »Ich habe von Eurer anrührenden
Liebe zu Richard Rahl erfahren. Wie aufmerksam von Euch, mir die Grenzen seiner
Gabe zu offenbaren. Ich hatte vieles schon vermutet, Ihr habt es mir bestätigt.
Ihr habt mir außerdem verraten, daß er andere mit der Gabe erkennen kann und daß
diese seinen Verdacht erregen. Selbst Ihr habt bemerkt, daß mit Marlins Augen
etwas nicht in Ordnung ist.«
»Wer seid Ihr?« fragte Kahlan, während sie Nadine mit zurück zur Leiter schob.
Marlin schüttelte sich vor Lachen. »Nun, niemand anderes als Euer schlimmster
Alptraum, meine kleinen Schätzchen.«
»Jagang?« fragte Kahlan leise und ungläubig. »Ist es das? Seid Ihr Jagang?«
Das kehlige Lachen hallte an den steinernen Mauern der Grube entlang. »Ihr habt
mich entlarvt. Ja, ich gestehe. Ich bin es, der Traumwandler höchstpersönlich.
Ich habe mir die Seele dieses armen Kerls geborgt, damit ich euch einen kleinen
Besuch abstatten kann.«
Cara schmetterte ihm den Strafer seitlich gegen den Hals. Ein Arm wie der von
einer Marionette schlug sie zur Seite.
Fast augenblicklich war sie wieder zurück, prügelte ihm hart auf die Nieren ein
und versuchte, ihn zu Boden zu werfen. Er rührte sich nicht von der Stelle. Mit
ruckenden Bewegungen griff er nach unten, erwischte sie am Zopf und schleuderte
sie gegen die Wand hinter sich, als sei sie eine Stockpuppe. Kahlan zuckte
innerlich zusammen, als Cara gegen die Mauer klatschte. Sie blieb mit dem
Gesicht zum Boden liegen. Blut sickerte in ihr blondes Haar.
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