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suchen lassen, als du gemerkt hast, dass du eine Krankheit aus-
brütest, würdest du jetzt nicht hier liegen.«
»Ich bin ein Workaholic. Das weißt du doch«, sagte Stella
und verzog die Lippen zu etwas, von dem sie hoffte, dass es
wie ein Lächeln aussah.
Mac erwiderte es. Stella sah sich in dem Krankenhauszim-
mer um. Viel gab es nicht zu sehen. Ein Fenster zu ihrer Lin-
ken und eins gegenüber, durch das sie ein rotes Gebäude auf
der anderen Straßenseite erkennen konnte. An einer Wand hing
die Reproduktion eines Bildes, das sie zu kennen glaubte. Es
waren drei Frauen in bäuerlicher Kleidung, die in der Nähe ei-
nes großen Heuballens auf einem Feld arbeiteten. Die Frauen
waren vornübergebeugt, um etwas zu ernten Bohnen, Reis
und danach in einen Korb zu werfen.
Mac folgte ihrem Blick.
»Die Frau rechts«, sagte Stella. »Sie hat Schmerzen. Sieh dir
die deformierte, c-förmige Krümmung ihres Rückens an. Das
kommt von jahrelanger gebückter Haltung. Wenn sie sich auf-
richtet, hat sie Schmerzen und bückt sich wieder. Bald wird sie
sich gar nicht mehr anders bewegen können.«
»Möchtest du sie genauer untersuchen?«, fragte Mac.
»Nicht, solange sie nicht ermordet wird oder selbst mordet«,
meinte Stella, den Blick immer noch auf das Gemälde gerich-
tet. »Wie alt, denkst du, ist das Originalbild? Kannst du das
schätzen?«
»Das Bild heißt Die Ährenleserinnen«, sagte Mac. »Und
stammt von Jean François Millet. 1857.«
Stella drehte den Kopf, um ihn anzusehen, sagte aber nichts.
»Meine Frau hatte einige Drucke seiner Arbeiten«, sagte
Mac. »Einer der Höhepunkte unserer Europareise vor vielen
Jahren war der Besuch des Musée d Orsay in Paris, in dem
Millets Angelus hängt.«
Stella nickte. Das war mehr, als Mac je zuvor über seine tote
Frau erzählt hatte.
Macs Lächeln war nun breiter.
»Sie hat Schönheit in diesen Gemälden gesehen«, sagte er.
»Und du siehst eine Frau mit einem medizinischen Problem.«
»Tut mir Leid«, sagte Stella.
»Nein«, sagte Mac. »Ihr habt beide Recht.«
»Mac«, sagte sie. »Ich weiß, wer Alberta Spanio umge-
bracht hat. Und der Jockey war es nicht.«
Als Don Flack den Anruf auf seinem Mobiltelefon entgegen-
nahm, erzählte ihm Mac, was er von Stella erfahren hatte.
»Ich fahre gleich hin«, sagte Flack.
»Willst du Verstärkung?«, fragte Mac.
»Werd ich nicht brauchen.«
»Gibt es irgendetwas Neues über Guista?«
»Den werde ich schon noch finden«, erwiderte Flack und
berührte den empfindlichen Bereich um seine gebrochenen
Rippen.
Flack klappte sein Mobiltelefon zu und fuhr weiter, aber nun
war nicht mehr Marco s Bakery sein Ziel, sondern er war un-
terwegs nach Flushing in Queens.
Die Temperatur war auf minus zehn Grad gestiegen, und der
Schneefall hatte aufgehört. Der Verkehr floss nur träge, und
nach dem beinahe vier Tage andauernden Schneesturm und der
eisigen Kälte lagen bei vielen die Nerven blank. Bei dem
Schneckentempo konnte jederzeit irgendein Verkehrsrowdy die
Geduld verlieren.
Don sah auf seine Armbanduhr. Das Telefon klingelte. Wie-
der Mac.
»Wo bist du?«, fragte Mac.
Don erzählte es ihm.
»Hol Danny im Labor ab. Er hat die Tatortfotos, und Stella
hat ihn gerade eingewiesen.«
»In Ordnung«, sagte Don. »Wie geht es ihr?«
»Gut. Die Ärzte sagen, sie kann in ein paar Tagen wieder
arbeiten.«
»Sag ihr, dass ich nach ihr gefragt habe«, bat Don und legte
auf.
Danny wartete hinter der Glastür in einem dicken, knielan-
gen Mantel und einer Mütze mit Ohrenklappen. Die Hände
steckten in Handschuhen. In der einen Hand hielt er einen Ak-
tenkoffer, mit der anderen winkte er Don zu, um anzudeuten,
dass er ihn sah und herauskommen würde.
Kaum hatte er die Tür geöffnet, beschlug seine Brille, und er
musste kurz innehalten, um die Gläser mit seinem Schal abzu-
wischen.
»Kalt«, sagte er, als er in den beheizten Wagen kletterte.
»Kalt«, stimmte Don zu.
Auf dem Weg nach Flushing erzählte Danny alles, was er
von Stella wusste. Flack suchte nach Löchern in der Beweis-
führung, Alternativen zu Stellas Schlussfolgerungen, aber er
konnte nichts finden. Er stellte das Radio an und lauschte den
Nachrichten, bis sie Ed Taxx Haus erreicht hatten.
Taxx öffnete die Tür. Er trug Jeans, ein weißes Hemd und
einen braunen Wollpullover. In der Hand hielt er eine Kaffee-
tasse, auf der, umrahmt von blauen Zierstreifen, in großen ro-
ten Lettern das Wort »DAD« prangte.
»Ist sonst noch jemand zu Hause?«, fragte Don.
Irgendwo im Haus lief ein Fernseher. Es erklang ein Frauen-
lachen. Ein Lachen, das in Dons Ohren unaufrichtig klang.
»Ich bin allein und langweile mich furchtbar«, sagte Taxx
und trat zurück, um die beiden Männer hineinzulassen. Dann
zog er die Tür hinter den beiden wieder zu. »Ich bin immer noch
beurlaubt, weil die Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist.«
Er führte die Männer ins Wohnzimmer und fragte sie über
die Schulter, ob er ihnen einen Kaffee oder eine Diätcola an-
bieten könne. Beide verneinten.
Taxx nahm in einem dick gepolsterten Sessel Platz, Don und
Danny setzten sich auf das Sofa.
»Was führt Sie hierher?«, fragte Taxx und nippte an seinem
Kaffee.
»Ein paar Fragen«, sagte Flack.
»Schießen Sie los.«
»Als Sie die Tür zu Alberta Spanios Schlafzimmer auf-
gebrochen haben, sind Sie da direkt zu ihrem Bett gegangen?«
»Ja«, sagte Taxx.
»Und Collier haben Sie ins Badezimmer geschickt?«, fuhr
Flack fort.
»Ich würde nicht sagen, dass ich ihn geschickt habe. Wir
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